Literatursalon: Zermürbt und zerknirscht
Literatur kann Vorbild sein oder wie ein Quartett Bücher aus den Angeln hebt
Liebe Leserin, lieber Leser,
noch während das Literaturmagazin read MaryRead die Artikel für die neue Ausgabe vom Literatursalon zusammenstellte, erreichte uns die Nachricht, dass es eine Neuauflage der Großen Koalition geben wird. Am Ende waren die meisten Bürger so mürbe bei dem ganzen Hickhack, dass man selbst lieber die Große Koalition haben wollte, als weitere Unklarheiten, wer denn nun die Regierungsgeschäfte übernimmt. Immerhin, dass ist jetzt endlich geklärt. Ungeklärt bleibt hingegen das Urheberrecht im Bereich der Wissenschaftsverlage (siehe: LITERATURpolitikum). Die Positionierung gegenüber den rechten Verlagen auf der Leipziger Buchmesse ist im Moment ziemlich eindeutig und bleibt doch fragwürdig. Näheres dazu in der Rubrik „AUCH DAS NOCH“.
Haben Sie am vergangenen Freitag die Sendung „Das literarische Quartett“ gesehen? War das eine köstliche dreiviertel Stunde. Endlich hatte man miteinander gerungen, endlich hat man miteinander diskutiert und endlich konnte sich der Zuschauer sein eigenes Bild von den vorgestellten Büchern machen, da es mal kein Einheitsbrei war. „Das literarische Quartett“ hat vorgemacht, wie man sich auf hohem Niveau streiten kann und man kann nur hoffen, dass sich diese Streitkultur in der Politik durchsetzt.
Falls Sie die Sendung verpasst haben, können Sie sich diese in der ZDF-Mediathek noch anschauen (₪): ZDF-Mediathek, Das literarische Quartett
Inhaltsverzeichnis:
LITERATURpolitikum: Große Koalition und ihre Auswirkungen im Literaturbetrieb
Mit düsteren Geheimnissen ins Frühjahr
RETROSPERSPEKTIVE: Vorstellung eines georgischen Schriftstellers
KURZSTRECKE 1968er: Beschimpfungen
TERMINE: Magie
Leipziger Buchmesse 2018
Das siebte Kreuz, Frankfurt liest ein Buch
Deutsches Literaturarchiv Marbach
GEDICHTET: Der Engel im Walde
LITERATURFLUG: Bestseller und Co.
AUCH DAS NOCH: Wann?
LITERATURpolitikum
Große Koalition und ihre Auswirkungen im Literaturbetrieb
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels schrieb kurz nachdem der Entwurf für den Koalitionsvertrag abgeschlossen war am 8. Februar 2018 noch mit Freude:
Positive Signale für die Buchbranche
Alexander Skipis begrüßt Forderungen zur Verlegerbeteiligung, zum Wissenschafts-Urheberrecht, zur Buchpreisbindung und zum Einsatz für Presse- und Meinungsfreiheit
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels begrüßt, dass sich Union und SPD im Entwurf ihres Koalitionsvertrags für eine Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft aussprechen. Hinsichtlich zentraler wirtschaftlicher und gesellschaftspolitischer Anliegen der Buchbranche setzt der Koalitionsvertrag positive Signale.
„Die Koalitionspartner zeigen, dass sie um die Bedeutung der Buchhandlungen und Verlage für unsere Gesellschaft und die Bürgerinnen und Bürger wissen und die Rahmenbedingungen ihrer Arbeit nachhaltig fördern möchten. Angesichts der fortschreitenden Beschneidung der Rechte von Verlagen in den letzten Jahren ist insbesondere im Urheberrecht ein Kurswechsel notwendig. Mit den Aussagen zur Wiederherstellung der Verlegerbeteiligung an den Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften, zur Evaluation des Urheberrechts im Bereich Wissenschaft und Bildung, zur Absatzwerbung für preisgebundene Bücher und zum reduzierten Mehrwertsteuersatz für E-Books geht die Koalition in ihrem Entwurf in für die Branche entscheidenden Punkten in die richtige Richtung. Wichtig ist jetzt, dass den Worten schnell durchgreifende Taten folgen, gerade was die kurzfristig nötige Wiederherstellung der Verlegerbeteiligung in Verwertungsgesellschaften betrifft“, sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.
Der Entwurf des Koalitionsvertrags trage auch der wichtigen Rolle Rechnung, die die Branche für die kulturelle Bildung und eine freiheitliche, demokratische Gesellschaft spiele. Skipis:
„Die Koalitionspartner möchten den Zugang zu Angeboten der kulturellen Bildung von klein auf fördern. Gleichzeitig zeigen sie den Willen, die Meinungs- und Pressefreiheit vor dem Hintergrund der weltweiten Bedrohung kritischer Kulturschaffender zu fördern und zu verteidigen. Wir unterstützen dieses Bekenntnis zu den Werten einer freien, demokratischen Gesellschaft und wünschen uns eine noch konsequentere Anwendung. Die Meinungsfreiheit darf nicht zum Verhandlungsgegenstand werden, auch nicht zugunsten wirtschaftlicher Interessen. Sofern die SPD-Mitglieder dem Koalitionsvertrag zustimmen, hoffen wir auf eine schnelle Regierungsbildung und fordern eine zügige Umsetzung der wichtigen Ansätze.“
Die wesentlichen Inhalte des Koalitionsvertrags für die Buchbranche:
– die Unterstützung einer zeitnahen Regelung zur Verlegerbeteiligung bei den Verwertungsgesellschaften,
– eine umfassende Evaluation der Regelungen im Urheberrechts-Wissenschaftsgesetz für den Bildungs- und Wissenschaftsbereich und eine Entscheidung über deren Verstetigung unter Abwägung aller Interessen,
– der Anstoß für einen strukturierten Dialog zum Aufbau einer Lizenzierungsplattform, die den Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen im Interesse aller Beteiligten – der Autorinnen und Autoren, der vielfältigen deutschen Verlagslandschaft und der nutzenden Wissenschaft – verbessern kann,
– der Einsatz für den ermäßigten Mehrwertsteuersatz bei E-Books und anderen elektronischen Medien,
– eine Anpassung des Buchpreisbindungsgesetzes, um eine Aushebelung der Preisbindung durch Vertriebsarten wie Affiliate-Programme zu unterbinden,
– die Unterstützung einer Initiative für Kunst-, Wissenschafts-, Presse- und Meinungsfreiheit.
– Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Pressemitteilung –
Bevor der Koalitionsvertrag überhaupt in Kraft tritt, erst an diesem Wochenende ist die Entscheidung fallen, kommt Ernüchterung auf. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels schrieb am 27. Februar 2018:
Eine Anmerkung vorweg
In der Praxis müssen häufig die Autoren für die Veröffentlichung ihrer wissenschaftlichen Arbeit das Lektorat sowie die Druckkosten selbst übernehmen. Im Normalfall übernehmen diese Kosten, sofern es sich um einen wissenschaftlichen Mitarbeiter handelt, die Universität, alle „freien“ Wissenschaftler, die also nicht direkt Angestellte einer Universität sind, müssen es oft genug aus eigener Tasche finanzieren. Zudem sei angemerkt, dass etliche Wissenschaftsverlage, vor allem die international operieren, sehr gut an ihren Autoren verdienen. Autoren werden zwar beim Verkauf ihres Buches mit einem gewissen Prozentteil beteiligt, den größten Batzen kassieren jedoch die Verlage. Von daher ist die Aufregung, wie sie in der folgenden Pressemitteilung deutlich wird, nicht ganz nachvollziehbar.
Neues Urheberrecht tritt in Kraft
„Verlage gehen leer aus – Bundesregierung muss handeln“
Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz tritt am 1. März in Kraft / Entgegen Zusage der Bundesregierung keine Vergütung für Verlage – rechtliche Grundlage für Verlegerbeteiligung fehlt weiterhin / Börsenverein: Zustand ist verfassungswidrig
Der Gesetzgeber hat für Verlage eine „angemessene Vergütung“ vorgesehen – nun erhalten sie gar nichts, wenn ab Donnerstag, den 1. März 2018 Teile ihrer Bücher und Lehrwerke ohne Rücksprache und Lizenzierung für Unterrichts- und Forschungszwecke vervielfältigt und öffentlich zugänglich gemacht werden dürfen. Am 1. März 2018 tritt das Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz (kurz: UrhWissG) in Kraft, das das Urheberrecht im Bereich Bildung und Wissenschaft deutlich einschränkt. Eine – wenn auch unzulängliche – pauschale Vergütung von Urhebern und Verlagen für die erlaubnisfreie Nutzung ihrer Werke sollte laut Gesetz über die Verwertungsgesellschaften erfolgen. Nur: Die dafür notwendige Rechtsgrundlage fehlt hinsichtlich der Verlage nach wie vor. Die VG Wort darf nicht an Verlage ausschütten.
Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels:
„Wenn am Donnerstag das neue Wissenschafts-Urheberrecht in Kraft tritt, gehen Verlage leer aus. Ihre Eigentumsrechte werden beschnitten, ohne dass sie eine Entschädigung dafür erhalten. Das verstößt gegen Artikel 14 des Grundgesetzes. Verlage sorgen dafür, dass Studierenden hochwertige Lehrwerke und Fachliteratur zur Verfügung stehen. Diese Leistung kann jetzt nicht einmal mehr pauschal vergütet werden. Das ist inakzeptabel. Wann die gesetzliche Grundlage für die Verlegerbeteiligung auf EU-Ebene zustande kommt, ist weiterhin überhaupt nicht absehbar. Das EU-Gesetzespaket, in dem die entsprechende Regelung enthalten ist, verzögert sich weiter. Wir appellieren an die kommende Bundesregierung, ihren in den Koalitionsvertrag aufgenommenen Vorsatz zu verwirklichen und hier umgehend tätig zu werden.“
Seit Urteilen des Europäischen Gerichtshofs 2015 und des Bundesgerichtshofs 2016 fehlt die Rechtsgrundlage dafür, dass Verlage wie früher an den Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften wie der VG Wort beteiligt werden. Seitdem bekommen ausschließlich Autoren die Einnahmen aus gesetzlich erlaubten Nutzungen – es sei denn, ein Urheber stimmt nach Veröffentlichung eines Werks in einem administrativ aufwändigen Verfahren der Ausschüttung eines Verlagsanteils ausdrücklich zu. Eine Klarstellung, dass auch Verlage per se an Erlösen aus gesetzlichen Vergütungsansprüchen beteiligt werden können, ist im Rahmen der EU-Richtlinie zum Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt geplant. Ob diese noch in dieser Legislaturperiode des Europäischen Parlaments verabschiedet wird, ist unklar. Ein neueres Urteil des Europäischen Gerichtshofs würde es dem deutschen Gesetzgeber allerdings auch erlauben, die Verlegerbeteiligung an den Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften in Deutschland ohne EU-Gesetz wieder einzuführen.
Die Folgen des neuen Urheberrechts-Gesetzes sind, auch mit einer pauschalen Vergütung, insbesondere für kleine und mittelgroße Verlage dramatisch. Bildungseinrichtungen – vom Kindergarten bis zur Hochschule – müssen erhebliche Anteile von Lehrwerken und sonstigen Medien künftig nicht mehr lizenzieren, sondern können sich das, was sie für Unterrichts- oder Forschungszwecke brauchen, unter einer gesetzlichen Erlaubnis portionsweise zusammenstellen. Das Lizenzgeschäft vieler Verlage wird dadurch auf Dauer unrentabel.
Alexander Skipis: „Damit verschwindet der Anreiz für rund 600 unabhängige deutsche Bildungs- und Wissenschaftsverlage, in hochwertige Lehr- und Forschungsliteratur zu investieren und diese auf den Markt zu bringen. Im Koalitionsvertrag hat die künftige Bundesregierung ihren Willen bekundet, einen Dialog zum Aufbau einer zentralen Online-Lizenzierungsplattform als mögliche Alternative zu der jetzt in Kraft tretenden Regelung in Gang zu setzen. Das ist dringend notwendig. Nur so kann ein wissenschaftlicher Publikationsmarkt innovativ weiterentwickelt werden, der für Bildung und Wissenschaft Vielfalt, Qualität und Unabhängigkeit garantiert.“
– Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Pressemitteilung –
Wer hierzu noch genaueres wissen möchte, sei der Artikel von scilogs Spektrum (₪): „Wissenschaftsverlage – die Blutsauger des Wissenschaftsbetriebs“ verfasst von dem Biologen Martin Ballaschk empfohlen.
Mit düsteren Geheimnissen ins Frühjahr
Kundenmagazin Buchjournal porträtiert Krimidebütantin Romy Fölck | Leseprobe von Ferdinand von Schirachs neustem Erzählband “Strafe” | Vorstellung der nominierten Titel für den Preis der Leipziger Buchmesse und Ausblick auf die Highlights des Bücher- und Literaturfestivals
Ein Cold Case, also ein ungeklärter Mord, trübt die malerische Kulisse der Elbmarsch mit ihren Obstwiesen und Apfelhöfen. Schuld daran ist Romy Fölck. In ihrem Debüt “Totenweg” (Bastei Lübbe) platziert die Krimiautorin die Handlung um Kommissar Haverkorn in ihre noch junge Heimat vor den Toren Hamburgs. Gegenüber der Buchjournal-Redaktion outet sich die studierte Juristin als “Triebtäterin”: “Die Geschichten wollen aus mir heraus, ich kann nicht anders.” Im Gespräch erklärt sie, worin ihre Faszination für Kapitalverbrechen besteht, warum sie dem Schauspieler Uwe Kockisch gerne ein Exemplar ihres Debüts schenken würde und wobei ihr die Idee für “Totenweg” gekommen ist. Die aktuelle Ausgabe 01-2018 des Kundenmagazins liegt ab sofort druckfrisch in mehr als 2.500 Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz kostenlos aus.
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Wie Schuld gesühnt werden kann, thematisiert Ferdinand von Schirach in seinem neuen Erzählband “Strafe” (Luchterhand). In den zwölf Kurzgeschichten stellt der ehemalige Anwalt wieder Menschen und ihre Abgründe in den Mittelpunkt und knüpft damit an seine bisherigen literarischen Erfolge an. In einer Story berichtet der Bestseller-Autor in der Ich-Form von einem Strafverteidiger, der mit dem Schreiben begonnen hat, weil ihn das Schicksal seines Jugendfreunds aufgewühlt hat und ihm sei Beruf zu viel geworden ist. Vorlage dafür waren die Menschen mit ihrer Einsamkeit, ihrer Fremdheit und ihrem Erschrecken über sich selbst, die von Schirach in seinem früheren Arbeitsleben selbst verteidigt hat. Mit der Leseprobe von “Der Freund” gibt das Buchjournal einen Vorgeschmack auf die elf weiteren Erzählungen des neuen Bands. Ebenfalls in Form einer Leseprobe wird der Ökothriller “Das Meer” (Droemer) von Bestseller-Autor Wolfram Fleischhauer vorgestellt.
Als Einstimmung auf den Höhepunkt des literarischen Frühjahrs in der Zeit vom 15. bis 18.03.2018 stellt die Buchjournal-Redaktion die insgesamt 15 Kandidaten für den diesjährigen Preis der Leipziger Buchmesse vor. Ausgelobt wird er in den Kategorien Belletristik, Sachbuch / Essayistik und Übersetzung. Außerdem gibt die Redaktion Leserinnen und Lesern einen Überblick über die Highlights in den Messehallen und beim Festival “Leipzig liest”.
Weitere Themen:
– Zwischen Fantasie und Realität: Haruki Marukamis neuer Roman “Die Ermordung des Commendatore” (DuMont Buchverlag und gelesen von David Nathan bei Hörbuch Hamburg)
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– Urlaub und Reise – preisgekrönte Titel des ITB BuchAwards 2018: “Einhundsegeln” (Delius Klasing) von Stephan Boden, “Teigtaschen” (Hädecke) von Heimo Aga und Nicole Schmidt, “Georgien” (Reise Know-how) von Marlies Kriegenherdt, “Das achte Leben (für Brilka)” (Ullstein Taschenbuch) von Nino Haratischwili, “Welt der Karten” (Kosmos), “Russland” (Fischer Taschenbuch) von Ulrich Schmid (Hg.) und Leuchtglobus (Columbus Verlag)
– Eine neue Welt denken: Wolfram Eilenbergers Buch “Zeit der Zauberer” (Klett-Cotta) über den Einfluss der Philosophen Wittgenstein, Heidegger, Benjamin und Cassirer zwischen 1919 und 1929
– Durch Dick und Dünn – Lesestoff für Kinder zum Thema Freundschaft: “Lucie und die Vier” (Beltz) von Mariannen Dubuc, “Luis und Lotte” (Arena) von Christian Seltmann und Thorsten Saleina (Ill.), “Pablos Reise” (Lene Verlag) von Julia Heier und Helena Haslaach (Ill.), “Hummelhörnchen” (cbj) von Jennifer Benkau und Cathy Ionescu und “Bully und Lina” (Loewe) von Frauke Scheunemann und Antje Szillat.
Die (₪) neue Ausgabe vom Buchjournal kann man sich auch hier anschauen
Vorstellung eines georgischen Schriftstellers:
georgischer Schriftsteller:
Beka Adamashvili
Titel ist Programm
Nach seinem Schulabschluss studierte Beka Adamaschwili Journalismus und Sozialwissenschaften an der Kaukasus Universität in Tiflis. Bereits früh begann er Kurzgeschichten für Magazine und Zeitungen zu schreiben, sie wurden teilweise in … mehr > 27.02.2018
siehe auch: Georgien
Beschimpfungen
Landauf, landab wird sich mit 1968 auseinandergesetzt, meistens handelt es sich um die politisch-gesellschaftliche Dimension. Im Literatursalon wird geschaut, was literarisch los war.
Von dem deutschen Lyriker Erich Arendt erscheint das Gedichtband „Aus fünf Jahrzehnten“ mit einem Nachwort von Heinz Czechowski.
Von dem österreichischen Dichter Hans Carl Artmann erscheint das Buch „der handkolorierte menschenfresser“, illustriert von Patrick Artmann.
Am 4. März 1968 erhielt unter anderem Thomas Bernhard den „Österreichischen Staatspreis für Literatur“. Die Laudatio hielt der Unterrichtsminister Theodor Piffl-Percevic, bezeichnete Thomas Bernhard darin als einen „geborenen Holländer“. Thomas Bernhard sprach in seiner Dankesrede unter anderem darüber: „Der Staat ist ein Gebilde, das fortwährend zum Scheitern, das Volk ein solches, das ununterbrochen zur Infamie und zur Geistesschwäche verurteilt ist. […] Wir sind Österreicher, wir sind apathisch; wir sind das Leben als das gemeine Desinteresse am Leben, wir sind in dem Prozeß der Natur der Größenwahn-Sinn als Zukunft. Wir haben nichts zu berichten, als daß wir erbärmlich sind. […] Wir brauchen uns nicht zu schämen, aber wir sind auch nichts und wir verdienen nichts als das Chaos. Ich danke in meinem und im Namen der hier mit mir ausgezeichneten, dieser Jury, ganz ausdrücklich allen Anwesenden.“ Daraufhin erhob sich der Unterrichtsminister brüsk und sagte öffentlich zu dem gerade Ausgezeichneten: „Wir haben Sie ja nicht gerufen.“ und wandte sich an das Publikum mit den Worten: „Meine Damen und Herren, wir sind trotzdem stolz, Österreicher zu sein.“ Doch dem nicht genug titelte „Wiener Montag“ ihren Artikel mit der Schlagzeile „So dankt ein Staatspreisträger: beschimpft Österreich“.
Der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard wurde mit dem mit dem „Anton-Wildgans-Preis der österreichischen Industrie“ ausgezeichnet.
Von Thomas Bernhard erschien der Roman „Ungemach“.
Von dem deutschen Lyriker Hans Arnfrid Astel erscheint das Gedichtband „Notstand“.
Von dem deutschen Dichter und Schriftsteller Armin Ayren erscheinen die Erzählungen unter dem Titel „Der Brandstifter und andere Abweichungen“.
Die österreichische Dichterin und Schriftstellerin Ingeborg Bachmann erhielt die Auszeichnung „Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur“.
Von dem deutschen Lyriker und Schriftsteller Kurt Bartsch erschien der Band „Zugluft, Gedichte, Sprüche, Parodien“.
Von dem deutschen Schriftsteller und Literaturkritiker Reinhard Baumgart erscheint der Band „Aussichten des Romans oder Hat Literatur Zukunft? Frankfurter Vorlesungen“.
Von dem deutschen Schriftsteller Ulrich Becher erscheint der Band „Spiele der Zeit“ (Bd. 2, enthält: Niemand, Makumba, Mademoiselle Löwenzorn“.
In der DDR wurde der Film „Jungfer, sie gefällt mir“ von Jurek Becker und Günter Reisch, der letztgenannte führte auch Regie, uraufgeführt.
Der deutsche Lyriker Jürgen Becker wurde mit dem „Literaturpreis der Stadt Köln“ ausgezeichnet.
Von Jürgen Becker erschien der Band „Ränder“.
Von dem deutschen Schriftsteller Hans Friedrich Bender erschienen Geschichten und Reisebilder unter dem Titel „Die halbe Sonne“ mit einer Einführung von Heinz Schöffler sowie „Mein dezimierter Jahrgang“ in „Erlebte Zeit“, herausgegeben von Curt Manfred Franke.
TERMINE
Magie
Speaking-Corner:
Leseraktion: Mein magischer Stift
Jüngste Friedensnobelpreisträgerin erzählt ihre Geschichte erstmals für Kinder
Stifte können ihre ganz eigene Magie haben, beliebt sind beispielsweise die sogenannten Regenbogenstifte, ein Stift, der zugleich mehrere Farben hat. Malala Yousafzai ist die jüngste Friedensnobelpreisträgerin aller Zeiten und eine internationale Ikone für das Recht … mehr > 26.02.2018
LEIPZIGER BUCHMESSE (15. bis 18. März 2018)
Literatur für alle Sinne
Literatur ist mehr als der klassische Text. Literatur ist Kultur, ist Kunst, ist Musik, ist Fantasie. Wenn sich in zwei Wochen der Vorhang hebt und die Leipziger Buchmesse 2018 öffnet, gibt es neben zahlreichen Lesungen und Podiumsdiskussionen auch Veranstaltungen abseits des klassischen Buchmessebetriebes. Literaturliebhaber, die einen Blick über den Tellerrand werfen wollen, sind hier genau richtig.
Buchkunst & GrafikEinen wahren Augenschmaus bietet der Ausstellungsbereich Buchkunst & Grafik in Halle 3 mit der Ausstellung „Schönste Bücher aus aller Welt“ der Stiftung Buchkunst, der „Buchwerksatt“ der Stiftung Werkstattmuseum und dem „Marktplatz Druckgraphik“ der Leipziger Buchmesse. Rund um den „Marktplatz Druckgraphik“ sind ästhetisch ansprechende Bücher als Sinnbild hochwertigen Kulturguts zu sehen. Besucher finden hier Künstlerbücher in limitierter Auflage, Graphiken, Handpressendrucke sowie künstlerische Buchprojekte, aber auch außergewöhnliche Projektarbeiten von ausstellenden Kunsthochschulen. Comic, Chor und KlassikDie Leipziger Buchmesse knüpft an die große Musiktradition der Stadt Leipzig an und macht mit ihrem Ausstellungsbereich der Musik in Messehalle 4 auf Innovationen und kreative Entwicklungen der Branche aufmerksam. Musikfans können neue Musik-Apps testen, sich über Notenblätter informieren oder Live-Konzerte erleben. Am 18. März verwandelt etwa der Buchmessechor die Glashalle zwischen 14:00 und 14:30 Uhr erneut in einen Konzertsaal. In Zusammenarbeit mit dem MDR KLASSIK lässt der Buchmessechor ausgewählte Chorwerke aus der Filmmusik erklingen. Der Komponist und Pianist Itay Dvori bringt mit seinem Comic-Concert am 17. März ein neues Format nach Leipzig. Der Israeli vertont in seinem Programm Comic-Werke aus und über sein Heimatland. Ein weiteres besonderes Highlight: Die Sängerin Veronika Fischer präsentiert unter dem Titel „Woher Wohin“ ihre Lebenserinnerungen. An den Musiknachwuchs richten sich die zahlreichen Mitmachangebote des MDR KLASSIK. Leipzigpremiere für den Deutschen KarikaturenpreisDer Deutsche Karikaturenpreis verleiht erstmalig auf der Leipziger Buchmesse seinen Publikumspreis. Am 16. März vergibt der Jurysprecher des Deutschen Karikaturenpreises, Dr. Peter Ufer, in Halle 3 den „Geflügelten Bleistift“ aus Ton an Mario Lars. Der Publikumsliebling des 18. Wettbewerbsdurchgangs wird für sein Werk „Handy-Garten“ ausgezeichnet. Der Künstler signiert im Anschluss das Karikaturenbuch „Menschen sind auch keine Lösung“ mit den besten Einsendungen zum 18. Wettbewerbsdurchgang aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Besucher der Wettbewerbsausstellung in Dresden konnten vor Ort oder über Facebook für den Publikumspreis voten, der bereits zum fünften Mal den Deutschen Karikaturenpreis begleitet. Die Ausstellung ist während der Messelaufzeit im Eingangsbereich der Halle 5 zu sehen. Bereits im November vergab die Jury den Deutschen Karikaturenpreis in den Kategorien „Beste Einzelkarikatur“, „Gesamtperformance“, „Besondere Leistung“ und „Newcomer“.
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Mit fantastischer Literatur auf die InselFans fantastischer Literatur kommen in Halle 2 auf ihre Kosten: Rund um die Leseinsel Fantasy zeigen ca. 40 Verlage ihre neuesten Werke aus den Genre Fantasy, Science-Fiction und Horrer. Fantastische Autoren aller auf der Messe präsenter Aussteller lesen auf der Leseinsel Fantasy aus ihren Büchern vor und laden zum Eintauchen in abenteuerliche Welten ein. Besucher der Leipziger Buchmesse können sich unter anderem auf die Begegnung mit Christian von Aster, Markus Heitz, Erin Hunter, Derek Landy, Michael Peinkofer oder Ursula Poznanski und Vivian Summer freuen. Ausgezeichnete FantasieZum dritten Mal in Folge verleiht die Phantastische Akademie in Kooperation mit der Leipziger Buchmesse am 15. März den SERAPH 2018. Die Gewinner in den Kategorien „Bestes Buch“ und „Bestes Debüt“ der Saison werden um 17 Uhr auf der Leseinsel Fantasy geehrt. Welche Autoren sich Hoffnung auf den Preis machen können, steht mit der gestern veröffentlichten Shortlist fest. Der Jurypreis hat es sich zur Aufgabe gemacht, die besten deutschsprachigen Romane des Phantastik-Genres auszuzeichnen. Über die Leipziger BuchmesseDie Leipziger Buchmesse ist der wichtigste Frühjahrstreff der Buch- und Medienbranche und versteht sich als Messe für Leser, Autoren und Verlage. Sie präsentiert die Neuerscheinungen des Frühjahrs, aktuelle Themen und Trends und zeigt neben junger deutschsprachiger Literatur auch Neues aus Mittel- und Osteuropa. Durch die einzigartige Verbindung von Messe und „Leipzig liest“ – dem größten europäischen Lesefest – hat sich die Buchmesse zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Im Verbund mit der Leipziger Buchmesse öffnet die Manga-Comic-Con (MCC) in Halle 1. Parallel dazu findet die 24. Leipziger Antiquariatsmesse statt. – Leipziger Buchmesse, Pressemitteilung – |
Das siebte Kreuz
Liebe Freunde von Frankfurt liest ein Buch,
mit weit mehr als 100 Veranstaltungen in Frankfurt und Region (bis nach Worms und Mainz in Rheinland-Pfalz) zeichnet sich schon ab: Das kommende Lesefest vom 16. bis 29. April – mit dem Roman Das siebte Kreuz von Anna Seghers im Mittelpunkt – wird seinesgleichen suchen. Geradezu überrollt hat uns eine Lawine aus Lese- und Mitmachbegeisterung. SchülerInnen, SchauspielerInnen, PolitikerInnen, BuchhändlerInnen, MusikerInnen, Privatpersonen, soziale und private Initiativen, Museen, Theater und Nachbarschaftszentren sind dabei, um bei Stadtführungen, Schifffahrten, Diskussionsrunden, Lesungen, Filmabenden, Ausstellungen, Exkursionen und Radtouren diesen großen Roman, eine der mutigsten Geschichten gegen das Hitler-Regime, und seine Autorin von vielen verschiedenen Seiten zu beleuchten und erfahrbar zu machen.
Das alles in ein Programmheft zu bekommen ist schwierig genug. Aber wir sind auf gutem Wege dahin. Anfang März gehen wir in Druck und präsentieren das Ergebnis erstmals öffentlich am 21. März auf unserer Website und im Rahmen einer Pressekonferenz.
Bis dahin freuen wir uns über den Eintritt des 100. Mitglieds in den Verein Frankfurt liest ein Buch e.V.!
Herzlich willkommen und Danke für die Unterstützung unserer Arbeit!
Für die Eröffnungsveranstaltung am Montag, 16. April 2018, 19.30 Uhr, empfehlen wir frühzeitig Karten bei der Deutschen Nationalbibliothek zu reservieren. Es wird wieder voll…!
Vorab einlesen können Sie sich übrigens mit gleich zwei Buchausgaben: Die Romanausgabe sowie eine Comic-Version von 1942, die erstmals auf Deutsch und in Buchform vorliegt. Sie enthält neben Texten aus dem Roman die Originalillustrationen von William Sharp (alias Leon Schleifer), der wie Anna Seghers ebenfalls vor den Nazis aus Deutschland geflohen war.
Für beide Ausgaben hat Thomas von Steinaecker ein Nachwort geschrieben. Mehr Informationen finden Sie hier: (₪): Frankfurt liest ein Buch
Wir freuen uns schon jetzt auf Sie und Ihr Dabeisein!
Ihr
Frankfurt liest ein Buch e.V.
Deutsches Literaturarchiv Marbach
KONZERT ZEITKAPSEL |
TAGUNG LESUNG UND GESPRÄCH VORTRAG Angaben ohne Gewähr |
Gertrud Kolmar wurde Anfang März 1943, vor 75 Jahren von den Nazis ermordet. Nelly Sachs hat sie für eine große Lyrikerin gehalten und damit steht sie nicht alleine da.
Gedicht:
Kolmar, Gertrud: Der Engel im Walde
Beide Versionen
Ich aber traf ihn nachmittags im Wald. / Ein Wunder, das durch Buchenräume ging, / So menschenfern, so steigend die Gestalt, / Das blaue Luft im Fittich sich verfing; // Das Antlitz schien ein reines, stilles Leid, / Sehr sanft und silbrig rieselte das Haar, / In großen … mehr > eingestellt am 04.03.2018
Wie jede Woche durchstöbern wir das Internet nach Lesenswertem, Wissenswertem und ähnliches. Dieses Mal habe wir für Sie:
Hans Ulrich Gumbrecht (₪): Fragile Sterilität des amerikanischen Alltags
(₪): Aktuelle Spiegel-Bestseller-Liste, 01.03.2018
Wann?
Eigentlich möchte man in der Buchbranche sich vom rechtsradikalen Gedankengut fernhalten, eigentlich, doch man findet immer wieder dieselben Statements, wenn man keine klare Stellung beziehen möchte: Eine Demokratie muss das aushalten. Wirklich? Muss eine Demokratie sämtliche Meinungen aushalten? Ist dem so? Gehört nicht auch zu einer demokratiefähigen Gesellschaft eine klare Abgrenzung, eine klare Haltung, wenn es darum geht, Menschengruppen, Minderheiten vor Gewalt zu schützen? Und kann man nicht am ehesten Menschen schützen, wenn man sich vorbildlich verhält, indem man rechte Verlage erst gar keine Plattform bietet? Ist es nicht vielmehr so, dass man sich hinter diesen Statements versteckt, weil man es sich mit einzelnen Agitatoren aus dem rechten Lager nicht verscherzen will?
Warum all diese Fragen? – Die Leipziger Buchmesse steht vor der Tür und wie man in der „Leipziger Volkszeitung“ nachlesen kann, hat sich der Leipziger Stadtrat dafür ausgesprochen, dass rechte Verleger mit samt ihren Publikationen nach Leipzig zur Buchmesse dürfen. Doch der Leipziger Stadtrat steht damit nicht alleine, denn, so heißt es im Artikel weiter, auch der Messechef der Leipziger Buchmesse sieht kein Handlungsbedarf. Bitte? Kein Handlungsbedarf? Ab wann gibt es Handlungsbedarf? Wenn ein Messebesucher von einem der Rechten körperlich attackiert wird? Wenn rechte Verlage eine bestimmte Prozentzahl der gesamten teilnehmenden Verlage überschreitet? Wenn… ? Wenn … ? Wenn…? Wann, wenn nicht jetzt, wird endlich im Sinne der Demokratie gehandelt?
Leipziger Volksblatt (₪): Leipziger Stadtrat gegen Buchmesse-Verbot für rechte Verlage
Wir wünschen Ihnen ein schönes Wochenende und einen guten Start in die neue Woche. Wir freuen uns auf Ihren nächsten Besuch.
Falls Sie sich mal wieder über eine Lektüre ärgern:
Bücher haben Kanten, um das Denken anzustoßen.
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