Paul Adam

INHALTSVERZEICHNIS:
> Rauschen im Blätterwald
> Zu große Fußstapfen

> Werke (Auswahl)
Einzelnachweise

geboren: 07.12.1862 in Paris1aa
gestorben: 01.01.1920 in Paris1ab

französischer Schriftsteller

Ein nicht zu unterschätzender Außenseiter?

Über die Familie von Paul Adam ist nicht allzu viel bekannt, nur dass er aus einer Industriellenfamilie stammte2aa und mindestens einen Bruder (Alfons) hatte,3aa auch über seine Kindheit und Jugend findet man nicht wirklich etwas. Hingegen ist er für die Literaturgeschichte insofern interessant, da er eine Art Brücke zwischen verschiedenen Stilen darstellt, zugleich für andere Autoren seiner Zeit Möglichkeiten von Sprachrohren schuf.
     Zur Jahrhundertwende stellten die Rechten in Frankreich eine Minderheit dar, Paul Adam ist diesem Lager zu zuordnen. Er begeisterte sich für den General Georges Ernest Boulanger, der vor allem einen Vergeltungskrieg gegen das Deutsche Reich anstrebte, war mit dem Katholiken Carl Schmitt befreundet, der während des Faschismus ein bekennender Nationalsozialist war und er war von dem Schriftsteller Maurice Barrès begeistert, dem er 1889 den Titel „Prince de la Jeunesse“ verlieh.4aa Ähnlich wie Carl Schmitt war auch Paul Adam nicht nur ein bekennender Katholik sondern er war auch Oblate von der Benediktiner Abtei Maria Laach.2ab Für die Kulturbeilage „Zu neuen Ufern“ in der „Germania“ steuerte er mehrere Artikel bei.3ab
    
Zwischen 1895 und dem Ersten Weltkrieg veränderte sich die Einstellung von Paul Adam gegenüber Deutschland grundlegend, war er zuvor ein Verfechter des Ausgleichs, so wetterte er nun gegen die Deutschen. Seinen Wandel kann man unter anderem durch seine Reise nach Amerika erklären verbunden mit dem Erlebnis, wie der deutsche Kaiser in Griechenland bei einer Ausgrabung sich beteiligte. Paul Adams große Befürchtung war, dass das Deutsche Reich sich mit den USA gegen Frankreich verbünden könnte.5aa
    
Während des Ersten Weltkriegs ging er freiwillig an die Front, gründete in dieser Zeit Ligue intellectuelle de fraternité latine“, ein Bündnis, dass sich in erster Linie gegen das Deutsche Reich wendete.2ac

Rauschen im Blätterwald

Die Jahrhundertwende könnte man auch als die Zeit der Zeitschriften und Zeitungen bezeichnen, etliche wurden gegründet, die meisten hielten sich nicht lange.
     1884 arbeitete Paul Adam bei der symbolistischen Zeitschrift „Revue indépendante“ mit, in den 1880er Jahre gründete er mit Paul Ajalbert die symbolistische Zeitschrift „Le Carcanund arbeitete bei der symbolistischen Literaturzeitschrift „La Vogue“ mit.2ad
    
Im Herbst 1888 war er als Redakteur für „Le Courrier de l’Est!“ tätig, einer Zeitung, die von dem General Georges Ernest Boulanger maßgeblich unterstützt wurde.6aa

Zu große Fußstapfen

Sein Debüt gab er 1885 mit seinem Roman „Chair molle“, geschrieben hatte er es in Belgien und er wurde damit auf Anhieb bekannt.2ae Andererseits bescherte es ihm aber auch zwei Wochen Gefängnis.7aa In diesem naturalistischen Roman werden sexuelle Praktiken, Prostitution und ähnliches behandelt. Stellenweise gewinnt man den Eindruck, dass Paul Adam in abgeschwächter Form in die Fußstapfen von dem sehr umstrittenen Schriftsteller Marquis de Sade treten wollte.

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Die Jahrhundertwende wies eine Spannbreite zwischen Pessimismus einerseits und Glaube an den technischen Fortschritt andererseits auf, in diesem Spannungsfeld entstanden verschiedene Strömungen, kaum ein Autor blieb bei einem Stil, so wechselte auch Paul Adam vom Naturalismus zum Symbolismus, wofür seine beiden Romane „Soi“ und „Etre“ stehen. Ende des 19. Jahrhunderts legte er mit seinem Roman „Lettres de Malaisie“ die ersten Bausteine für den Science-Fiction.
     Von 1899 bis 1903 veröffentlichte er insgesamt fünf historische Romane, geplant hatte er jedoch deutlich mehr. Ihm erging es hierbei ähnlich wie seinem Vorgänger Honoré de Balzac, der nichts geringeres darstellen wollte, als die gesamte französische Geschichte mit all seinen Milieus.

Sicherlich hat Paul Adam mit seiner Literatur keine Meilensteine gelegt. Damit war er nicht alleine, sämtliche Autoren aus der Jahrhundertwende, die dem sehr konservativen Lager bis rechts außen angehörten, haben in diesem Sinne keinen allzu großen Beitrag zur Literatur geleistet. Dies hat durchaus etwas Tröstliches.

© read MaryRead 2019

Ankerlichtung

Werke (Auswahl)

1885 (): Chair molle (Roman), in französischer Sprache1ac

1886: Soi (Roman)1ad
1886: Les Demoiselles Goubert, Mœurs de Paris (mit dem Dichter Jean Moréas)2af
1886: Le Thé chez Miranda (mit dem Dichter Jean Moréas)2ag

1887 (): La glèbe, in französischer Sprache2ah

1888: Les Volontés merveilleuses. Être (Roman)1ae
1888 (): La mésaventure (Prosa), in: La Revue indépendante, Tome VII, Numéro 20, Juin 1888, p. 1-15 (in französischer Sprache)8aa  

1890: Les Volontés merveilleuses. L’essence de soleil2ai
1890: Les Volontés merveilleuses. En décor2ai 

1891: L’Époque: Le Vice filial2ai
1891: L’Époque: Robes rouges2ai 

1892: L’Époque: Les Cœurs utiles2ai 

1893: L’Automne: drame en trois actes2ai
1893 (): Le Conte futur, in französischer Sprache2ai 
1893: Critique des mœurs2ai
1893: Les Images sentimentales2ai
1893: Princesses byzantines2ai 

1894: La Parade amoureuse2ai 

1895: Le Mystère des foules2ai 

1896: Les Cœurs nouveaux2ai
1896: La Force du mal2ai 

1897: L’année de clarisse. Pointes sèches de Gaston Darbour (Gaston Darbour war französischer Grafiker 1869 – 1964)2ai
1897: Lettres de Malaisie, später wurde der Titel in „Cité prochaine“ unbenannt (Science-Fiction-Roman)2ai

1899: Le Temps et la Vie (historischer Roman, Bd. 1)1af 
1899: Le Temps et la Vie. La Force (historischer Roman, Bd. 2)1ag

1901: Le Temps et la Vie. L’Enfant d’Austerlitz (historischer Roman, Bd. 3)1ah

1903: Le Temps et la Vie. La Ruse, 1827 – 1828 (historischer Roman, Bd. 4)1ai
1903: Le Temps et la Vie. Au soleil de juillet, 1829 – 1830 (historischer Roman, Bd. 5)1aj

1905 (): Le Serpent noir, in französischer Sprache2aj
17.04.1905 (): Du cardinal de Richelieu au maréchal de Mac-Mahon (Artikel, in: Le Temps), in französischer Sprache8ba

1907(): La Morale des Sports2ak (unvollständig, in französischer Sprache) :

1910: Le Malaise du monde latin2al
1910 (): Contre l’Aigle, in französischer Sprache8ca
1910: Le Trust (historischer Roman)1ak 

1913: Jeunesse et amours de Manuel Héricourt (Autobiografie)9aa

1919: Le Lion d’Arras2am

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Einzelnachweise:

1aa, 1ab, 1ac, 1ad, 1ae, 1af, 1ag, 1ah, 1ai, 1aj, 1ak: Vgl. Diether Krywalski: Knaurs Lexikon der Weltliteratur. Autoren – Werke – Sachbegriffe, Droemersche Verlagsanstalt, München – Zürich, 1979, S. 14

2aa, 2ab, 2ac, 2ad, 2ae, 2af, 2ag, 2ah, 2ai, 2aj, 2ak, 2al, 2am: Vgl. Wikipedia (): Paul Adam, zuletzt besucht am 14.02.2019

3aa, 3ab: Vgl. Reinhard Richter: Nationales Denken im Katholizismus der Weimarer Republik, LIT Verlag, Münster, Hamburg, London – 2000, S. 145 (Fußnote 901)

4aa: Vgl. Stefanie Arend (): Widersprüchliche Faszination. Maurice Barrès‘ Konzeption des Nationalismus, Literaturkritik.de, zuletzt besucht am 19.02.2019

5aa: Vgl. Wolf Lepenies (): Die Macht am Mittelmeer: Französische Träume von einem anderen Europa, Hanser Verlag, zuletzt besucht am 19.02.2019

6aa: Vgl. Wiebke Bendrath: Ich, Region, Nation: Maurice Barrès im französischen Identitätsdiskurs, Max Niemeyer Verlag, Tübingen – 2003, S. 46

7aa: Vgl. Who is who (): Paul Adam, zuletzt besucht am 19.02.2019

8 Wikisource:
8aa: Wikisource (): Paul Adam: La mésaventure, (französisch), zuletzt besucht am 19.02.2019
8ba: Vgl. Wikisource (): Paul Adam: Du cardinal de Richelieu au maréchal de Mac-Mahon, (französisch), zuletzt besucht am 19.02.2019
8ca: Vgl. Wikisource (): Paul Adam: Contre l’Aigle, (französisch), zuletzt besucht am 19.02.2019  

9aa: Vgl. Encyclopædia Britannica (): Paul Adam, (englisch) zuletzt besucht am 19.02.2019


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