Jean Pierre Barthélemy Rouanet
geboren: 29.03.1747 auf dem Gut Septfaux im Languedoc‖1aa
gestorben: 05.10.1826 in Beeskow‖2aa
französisch-deutscher Soldat, Erzieher, Beamter und Schriftsteller‖1ab
Zufällig verwandt
Es sei schon mal vorweggenommen, wenn Jean Pierre Barthélemy Rouanet nicht zufällig im Laufe seines Lebens zur Verwandtschaft von Theodor Fontane gehört hätte, würde heutzutage niemand mehr ein Hahn nach ihm krähen.
Jean Pierre Barthélemy Rouanet hatte zehn ältere Geschwister. Seine Eltern hätten ihn gern als Priester gesehen und schickten ihn deshalb für ein Studium nach Toulouse, er war gerade mal 14 Jahre alt, Jesuiten nahmen sich seiner an.‖3aa Doch Priester wollte er nicht werden, stattdessen glaubte er zunächst, dass das Soldatenleben ihm vielmehr zusagen würde, doch kaum damit begonnen, musste er auch hierbei feststellen, sein Ding war es nicht. Er desertierte in die Schweiz, wurde dort verraten, kam dann nach Preußen.‖4aa
Als sein Enkel Theodor Fontane geboren wurde, war er Zeichenlehrer am Hof von Friedrich Wilhelm II. tätig, später wurde er Kabinettssekretär der Königin, der Ehefrau von Friedrich Wilhelm III.‖2ba
Mithilfe eines Gönners wurde er in Beeskow Senator und Kanzlist. Die Bevölkerung von Beeskow sah das nicht gern: Er war Katholik und Franzose, zwei „Makel“, die ihn eigentlich für diese Ämter unbrauchbar machten, doch die Bevölkerung sollte später noch Nutzen daraus ziehen können. Während der napoleonischen Besatzungszeit konnte er die Kosten lindern und während des Befreiungskrieges 1813 verhinderte er ein Gefecht, was ansonsten mit hoher Wahrscheinlichkeit für Beeskow nicht gut ausgegangen wäre.‖1ac
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Neben seinen Tätigkeiten am Hofe besaß er die Löwensteinapotheke in Berlin und wollte im Sommer 1820 eine weitere erwerben. Deshalb wendete er sich an das Ministerium „Geistlichen=Unterrichts= und Medicinal=Angelegenheiten“ und bat um die Einwilligung für den Erwerb der Apotheke in Neuruppin, die er beide vereinigen wollte. Seine Bitte wurde ein paar Tage später abgelehnt.‖2ca
Theodor Fontane nennt ihn mehrmals in seiner Autobiografie „Meine Kinderjahre“, offenbar fand er ihn sympathisch.
Ihn als Schriftsteller zu bezeichnen, wird all jenen Autoren nicht gerecht, die es tatsächlich waren oder sind. Es war nie seine Absicht, schriftstellerisch im herkömmlichen Sinne tätig zu werden. Er hinterließ seiner Familie die Autobiografie „Von Toulouse bis Beeskow“, jedoch war es nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Martha Fontane, Tochter von Emilie und Theodor Fontane, kümmerte sich später um die Herausgabe dieses Bandes, 1904 erschien es zum ersten Mal. Laut Tagesspiegel lohnt es sich dennoch, diese Autobiografie zu lesen,‖4ab die im Jahr 2000 ein weiteres Mal herausgegeben wurde, dieses Mal vom Aufbau Verlag.
Wie oben erwähnt, nur seine zufällige Verwandtschaft mit Theodor Fontane bewahrte ihn vor der Weltvergessenheit.
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Einzelnachweise:
1aa, 1ab, 1ac: Wikipedia (₪): Jean Pierre Barthélemy Rouanet, zuletzt besucht am 30.12.2018
2: Vgl. Roland Berbig (₪): Theodor Fontane Chronik, zuletzt besucht am 02.03.2019
2aa: Vgl. Roland Berbig: siehe 5. Oktober 1826
2ba: Vgl. Roland Berbig: siehe 30. Dezember 1819
2ca: Vgl. Roland Berbig: siehe 6. Juli 1820, 14. Juli 1820
3aa: Beeskow Gymnasium (₪): Rouanet, zuletzt besucht am 30.12.2018
4aa, 4ab: Andreas Conrad (₪): Das abenteuerliche Leben des Jean Pierre Barthélemy Rouanet als Taschenbuch, Tagesspiegel 07.06.2000, zuletzt besucht am 31.12.2018
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