Über das Verschlingen von Büchern
Kennen Sie das: Ihr Kind findet ein Buch sehr spannend und verschlingt es. Nicht nur wir Menschen verschlingen schon mal gerne Bücher, es gibt auch Monster, für die sind Bücher ein Leibgericht. Doch das kann zu einem Problem werden, nämlich spätestens dann, wenn in einer Stadt fast alle Bücher von einem Monster verschlungen worden sind. Wie man das Problem dieser Monster lösen kann, erzählt die türkische Autorin Aytül Akal im Bilderbuch „Das gefräßige Buchmonster“.
Das fiese an Monstern ist, dass meistens nur Kinder diese Monster sehen können und wenn uns ein Kind davon berichtet, schmunzeln wir dabei und nehmen das Kind nicht ernst. Wer glaubt auch schon an Monster?
In einer Stadt lebt ein Monster und es bevorzugt Kinderbücher und immer dann, wenn mal wieder ein Buch verschwindet und die Erwachsenen nachfragen, wo diese Lektüre abgeblieben ist, geben die Kinder zur Antwort, dass es das gefräßige Buchmonster war. Die Erwachsenen glauben den Kindern kein Wort. Eines Tages aber sind sämtliche
Bil
derbücher
verschwunden und das Monster hat Hunger, findet aber nichts Passendes zum Fressen. Da wird das Monster nun so richtig bösartig und schleicht in der Nacht herum und erschreckt alle Menschen, auch die Erwachsenen. Endlich sehen die Erwachsenen ein, dass ihre Kinder recht hatten. Aber wie bekommt man solch ein Monster gestoppt? Die Einwohner schicken das Monster zu einem Psychologen. Nach einem ausführlichen Gespräch schlägt der Therapeut den Menschen vor, dem Monster am laufenden Band Bücher vorzulesen. Am Anfang funktioniert dies ganz gut, aber stellen Sie sich mal vor: Einem Wesen rund um die Uhr vorzulesen. Das ist auf Dauer nicht zu schaffen und so muss nun eine andere Lösung her. Das Buchmonster muss lesen lernen
.
Die Darbietung in „Das gefräßige Buchmonster“ von ist gelungen. Wenn man davon spricht, dass man ein Buch „verschlungen hat“, verbindet man nicht die wortwörtliche Umsetzung, sondern dass man es geistig voll aufgenommen hat. So wie die Menschen wissbegierig sein können, so kann es auch den Monstern ergehen, nur da sie nicht lesen können, fressen sie die Bücher eben auf. Aber es gibt auch Ausnahmen, denn ein paar Monster können durchaus lesen lernen und dann hören sie auch auf, die Bücher in ihrem großen unersättlichen Rachen verschwinden zu lassen, stattdessen beginnen sie, unglaublich viele Bücher zu lesen, sie saugen förmlich das Wissen auf. Wir freuen uns über jedes Kind, dass möglichst viel liest, zu einem Bücherwurm wird .
Wie sieht eigentlich solch ein Monster aus? Der Illustrator Fariba Gholizadeh hat sein eigenes Bild über das Aussehen von Buchmonstern: Es ist groß und dick und sieht natürlich gefährlich aus. Außerdem kann man anhand der Illustrationen sehr gut erkennen, wie sehr die Kinder sich vor diesem Monster fürchten. Jedoch wird auch dargestellt, wie schlau das namenlose Monster ist, um an sein Leibgericht zu kommen. In der Erzählung selber wird die Geschicklichkeit des Monsters nicht weiter erwähnt, in gewisser Weise wird das
Prinzip des geflochtenen Zopfes
angewandt
.
Auf den Darstellungen ist gut zu erkennen, wie traurig die Kinder darüber sind, wenn mal wieder eines ihrer Bücher vom Monster gestohlen wird
.
Die Textabschnitte sind in deutscher und türkischer Sprache . Mal wird auf einer Seite mit türkisch begonnen, mal mit deutsch. Das ist zunächst ein wenig verwirrend, aber man findet schnell heraus, an welcher Stelle welche Sprache angewendet wird.
Wenn Ihnen (mal wieder) ein Buch abhanden kommt, ärgern Sie sich nicht darüber, denn irgendjemand wird es mit Sicherheit verschlungen haben .
– Corinna Klein –
© read MaryRead
Aytül Akal:
Das gefräßige Buchmonster
Deutsch –
Türkisch
Ac Gözlü Kitap Canavarı
Übersetzung ins Deutsche: Reinhard Fischer
Illustration: Fariba Gholizadeh
Alter:
ab 4 Jahre
gebunden
24 Seiten
erschien: 1. Aufl. 09.2008
Verlag:
Edition Orient
ISBN 978-3-922825-74-6
Preis: 14,90 €
(D), 15,40 € (A)
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