Ingeborg-Bachmann-Preis 2016
Eiernde Kreislaufbahn
Die Gewinner des Bachmann Preises, Kelag-Preis, 3sat Preis und Publikumspreis stehen fest. Das Matriachat hat gesiegt.
Nicht nur der Zufall der Wahl der Reihenfolge der Vorleser, die um den Bachmann Preis 2016 kämpften, war ein glücklicher Zufall, wie Christian Ankowitsch am heutigen Tag in Klagenfurt noch einmal betonte, sondern auch der Zufall des Wetters, von Sonne über Sturm bis Regen. Auf die Zuhörer regneten Worte, mal schön formuliert, mal irritierend, mal nachdenklich und dann kam der Sturm mit einer Diskussion, die es in sich hatte. Tomer Gardi las am Freitag seinen Text und es entbrannte eine Auseinandersetzung über die deutsche Sprache in der Literatur, inwiefern Broken-German bei einem Literaturwettbewerb zulässig sei. Die Preisverleihung endete mit Regen.
Alles begann am Donnerstag Morgen mit Stefanie Sargnagel und der unangemessenen Bemerkung von Klaus Kastberger, Professor für neuere deutschsprachige Literatur am Franz Nabl Institut der Universität Graz, er sich freue, dass die österreichische Autorin einmal im Jahr früh aufstehen müsse. In ihrem mitgebrachten Text Penne von Kika stellt die Protagonistin fest: „Das ist ein guter Tag.“
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Die Juroren hatten die Qual der Wahl. Aus den sieben nominierten Schriftstellern wählten sie den Preisträger. Im Vorfeld wurde am Sonntag morgen die Nominierten festgelegt. Hierbei gab es die erste Überraschung. Stefanie Sargnagel gehörte nicht zu den Nominierten, aber ganz passend zu ihrer Art kam sie durch die Hintertür wieder herein.
Nominiert wurden: Isabelle Lehn, Julia Wolf, Selim Özdogan, Dieter Zwicky, Marko Dinic, Sharon Dodua Otoo und Jan Snela.
Für den Wahlablauf gibt es eine neue Variante: Im ersten Durchgang dürfen die Juroren nicht die Autoren wählen, die sie für den Bachmann-Wettbewerb eingeladen haben.
Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Drei Tage höchste Konzentration, ein ringen mit sich und den Texten, welche Prosa war am überzeugendsten, wer hatte den Mut neue Wege zu gehen…
Nächste Überraschung: Julia Wolf wurde als Anwärterin noch am Freitag für den begehrten Preis, der mit 25.000 € dotiert ist, hoch gehandelt, doch sie bekam ihn nicht, aber leer ging sie auch nicht aus. Stattdessen bekam sie den 3sat Preis, die Laudatio hielt Hubert Winkels.
In der zweiten Wahl wurde der aus der Schweiz stammende Schriftsteller Dieter Zwicky für den Kelag-Preis auserkoren. Die Laudatio hielt Juri Steiner mit viel Witz und Humor.
Mit drei Wahldurchgängen war endlich klar, wer in diesem Jahr den Ingeborg-Bachmann-Preis bekommt: Sharon Dodua Otoo für den Text Herr Göttrup setzt sich hin.
Auszug: „Manchmal wache ich auf und denke: Heute bin ich ein Ei.
Zugegeben: Das passiert mir nicht oft. Wer will schon ein Ei sein? Nicht wirklich rund, nicht wirklich stabil, nicht wirklich attraktiv.“
Mehr zum Bachmann-Wettbewerb 2016: > Es ist so weit > Eröffnungsrede > Zweiter Tag > Dritter Tag |
Nach diesen drei Preisvergaben, – Bachmann Preis für Sharon Dodua Otoo, Kelag-Preis für Dieter Zwicky und 3sat-Preis für Julia Wolf – schlüpfte Stefanie Sargnagel durch die Hintertür auf die Bühne mit Sonnenbrille und dunkler Kleidung, nahm in ungewöhnlicher Siegerpose den Publikumspreis entgegen. Sie war die erste, die die Bühne bei diesem Wettbewerb betrat, sie war die letzte, die sie wieder verließ. Ihr Kommentar zur erhobenen Hand: „Das Matriachat hat gesiegt.“
Im anschließenden Pressegespräch saßen Sharon Dodua Otoo und Julia Wolf mit dem Schriftsteller Tilman Spreckelsen vor der Kamera, aber die eigentliche Aufmerksamkeit bekam Stefanie Sargnagel.
Wir gratulieren allen Preisträgern sehr herzlich und wünschen allen anderen, den Mut nicht zu verlieren und weiter zu schreiben.
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