Mehrsprachige Bilderbücher und deren Einsatz in KiTas

Aufgrund der Gegebenheit in Deutschland gehen viele davon aus, dass Einsprachigkeit der Normalfall ist, man hat die Haltung eines „monolingualen Habitus“ 1 . Schaut man bei unseren europäischen Nachbarn hin, so stellt man fest, dass die Schweiz dreisprachig ist ( französisch , italienisch und schweizerdeutsch), Belgien zwei- bis dreisprachig, je nach Wohngebiet (flämisch, französisch , deutsch ), Finnland zwei- bis dreisprachig, je nach Wohngebiet ( finnisch , schwedisch und saamisch) und in der Türkei auf dem Gebiet Kurdistan zweisprachig gesprochen wird ( türkisch und kurdisch ). Wenn man sich global umschaut, dann erkennt man, dass Einsprachigkeit die Ausnahme ist und Mehrsprachigkeit der Normalfall.

Prof. Rosmarie Tracy über Mehrsprachigkeit (10:51 min.):

Quelle ( ) : https://www.youtube.com/watch?v=SAlTrh_76p0

Was denken Sie, wie viel Prozent der Weltbevölkerung ist mehrsprachig? ( Antwort )

In den folgenden Kapiteln wird die Mehrsprachigkeit in ihren verschiedenen Facetten dargestellt, stellenweise ein Vergleich zur Einsprachigkeit hergestellt. Zudem werden Bilderbücher als Unterstreichung bzw. als Beispiele aufgezeigt.
Zunächst werden die „Wirklichkeiten“ der Mehrsprachigkeit umrissen, danach wird der Frage nachgegangen, was überhaupt Sprache ist, wofür wir sie brauchen und wie sie eingesetzt wird.




1 Die vier Wirklichkeiten der Mehrsprachigkeit

Man unterteilt die Mehrsprachigkeit in vier „Wirklichkeiten“:


1.1 „individuelle“ 2 Mehrsprachigkeit

Die individuelle Mehrsprachigkeit betrifft jede einzelne Person. Beispielsweise kann ein mehrsprachiger Mensch inmitten von Einsprachigkeit leben. Gründe dafür können Auswanderung, Flucht oder ähnliches sein.


1.2 „territoriale“ 3 Mehrsprachigkeit

Mit territorialer Mehrsprachigkeit meint man Staatsgebilde, in denen innerhalb einer bestimmten Region und auch nur dort eine bestimmte Sprache gesprochen wird. Ein Beispiel dafür ist das „Saamiland (Sápmi)“ 4 , dass sich von Schweden mit ca. 20.000 Einwohnern, über Norwegen mit ca. 40.000 Einwohnern, über Finnland mit ca. 7.000 Einwohnern und Russland mit ca. 2.000 Einwohnern erstreckt. 5


1.3 „soziale Mehrsprachigkeit“

Die soziale Mehrsprachigkeit tritt immer als homogene Gruppe hinsichtlich einer Sprache auf.

Beispiel : Im Zuge des „Wirtschaftswunders“ sind nach Deutschland Gastarbeiter gekommen, die sich 1964 auf 1 Millionen beliefen. 6 Innerhalb der Gastarbeiter gibt es größere sprachliche Gruppen, die in den verschiedenen Industriestädten angesiedelt wurden und sind. Häufig verständigen sie sich in ihrer Sprachgruppe über ihre Erstsprache.


1.4 „institutionelle Mehrsprachigkeit“ 7

Bei der institutionellen Mehrsprachigkeit handelt es sich unter anderem um die Amtssprache, die von der Alltagssprache abweichen kann. In fast allen afrikanischen Staaten ist die Amtssprache entweder englisch oder französisch , doch die Alltagssprache variiert von Region zu Region und hat auch einen anderen sprachlichen Ursprung als die beiden europäischen Sprachen.

Die vier „Wirklichkeiten“ sind ein Rahmen, in denen man die Mehrsprachigkeit einzuordnen versucht, doch allzu oft ist es nicht eindeutig möglich, einen Menschen mit seinen Sprachen in eines der vier „Wirklichkeiten“ zuzuordnen, für eine grobe Zuordnung ist sie jedoch tauglich. Zudem deutet die Einordnung schon an, wie vielschichtig Mehrsprachigkeit ist.




1 Scharff Rethfeldt: Kindliche Mehrsprachigkeit, S. 14
2 Ebenda, S. 19
3 Ebenda, S. 19
4 Glauser (Hrsg.): Skandinavische Literaturgeschichte, S. 447
5 Vgl. Ebenda, S. 447
6 Vgl. Hermann Kinder, Werner Hilgemann: dtv-Atlas Weltgeschichte, S. 529, Spalte 2
7 Scharff Rethfeldt: Kindliche Mehrsprachigkeit, S. 19

Dieser Beitrag wurde unter Literaturvortrag abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink .

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *